Unsere zweite größere Reise starteten Etienne und ich in die Nähe von Ilaka Est, zu einem Fischerdorf am Canal des Pangalanes. Der Kanal ist eine 645 km lange Wasserstraße, die im Osten Madagaskars parallel zum indischen Ozean verläuft. Er wurde in der Kolonialzeit geschaffen, indem natürliche Wasserquellen künstlich miteinander verbunden wurden. Der Kanal kann somit aus Süß- oder Salzwasser bestehen, was auch oft von den Gezeiten abhängig ist.

Grund unserer Reise war die Umsiedelung eines Bekannten von Etienne, der mehr Zeit in diesem kleinen Dorf verbringen wollte. Ein Grundstück direkt am Pangalanes-Canal, sowie eine Hütte waren bereits vorhanden, jedoch fehlte noch die restliche Ausstattung. Dementsprechend bepackt starteten wir mit einer Reisegesellschaft von insgesamt neun Leuten und einem etwas in die Jahre gekommenen Kia-Kleinbus in die etwa 200km Wegstrecke. Wir konnten nicht wie geplant am Vormittag, sondern erst am Nachmittag losfahren, weil das Auto noch bei einem Mechaniker stand. Grund dafür war, dass das Auto bis direkt vor der Reise zwei Jahre überhaupt nicht genutzt wurde.

Nach etwa einer Stunde Fahrt machten sich die ersten Anzeichen des Zustandes des Kleinbusses bemerkbar und wir mussten halten. Anscheinend lag ein Problem mit dem Kühler vor, was uns jedoch nicht hinderte weiterzufahren. Es ging nun im Halbstundentakt mit den „Pausen“ weiter, manchmal mussten wir schon nach wenigen Minuten stehen bleiben. Dass wir nicht wie geplant am Abend ankommen würden, war relativ bald klar.

Da wir nicht über die Nacht fahren wollten und das Auto eine Reparatur brauchte, übernachteten wir im Auto im Innenhof eines Schwesternordens in Moramanga. Am nächsten Tag fuhren wir gleich um sechs Uhr zum Mechaniker und konnten dann sofort – um 14 Uhr – weiterfahren. Das Problem war gelöst, aber nur etwa eine halbe Stunde – Stunde. Die gleichen Probleme fingen wieder an und es kam so weit, dass auch der Motor nicht mehr von alleine ansprang. Jetzt mussten wir bei jeder Pause anschieben, was sich insgesamt auch nicht positiv auf unser Reisetempo auswirkte.

Ca. 30 km vor unserem Ziel war es schon sehr spät und wir beschlossen, noch eine Nacht in einer Herberge zu übernachten – den Grund verstand ich erst am nächsten Tag. Diese Nacht war definitiv besser als die Nacht im Auto zuvor und wir machten uns ausgeruht auf den Weg nach Ilaka Est. Dort kauften wir noch allerlei Dinge – unter anderem lange Holzplanken. Den Grund dafür verstand ich, als wir die letzten 12 km zwischen Ilaka Est und unserem Reiseziel bestritten. Die „Straße“ war eine ausgeschwemmte Sandstraße, die vielleicht mit einem Geländewagen, aber sicher nicht mit unserem Bus befahren werden konnte.

Indem wir die Planken über die größten Ausschwemmungen und Löcher legten, schafften wir es (sehr langsam), dass wir die meisten Hindernisse ohne große Aufsitzer überwinden konnten. Nachdem wir die größten Hindernisse überstanden hatten, blieben wir trotzdem in einem Wasserloch stecken. Alle Befreiungsversuche schienen sinnlos zu sein und auch die Planken konnten uns nicht mehr retten. Nach etwa einer Stunde gelang es uns aber mit Hilfe von vorbeiziehenden Dorfbewohnern, das Auto aus dem Schlamm zu ziehen, was auch höchste Zeit war, da anscheinend ein Benzinkabel leck war. Somit überwanden wir nach 2 ½ Stunden auch die letzten 12 km und erreichten glücklich das Ziel.

Die nächsten Tage verbrachten wir in dem verträumten Fischerdorf und nahmen uns nicht viel vor. Das Dorf besteht aus einigen Bambushütten, es gibt keinen Strom, man wäscht sich im Pangalanes-Canal, jedoch gab es – entgegen aller Erwartungen – brauchbaren Handyempfang. Da in der Hütte des Bekannten nicht genug Platz war, schliefen Etienne und ich in einem sehr schönen Zelt – bequem war es jedoch nicht. Trotzdem war es schön, in der Nacht die Wellen des Indischen Ozean zu hören, die etwa einen Kilometer von uns entfernt ans Ufer schmetterten. Da wir keinen wirklichen Plan für den Aufenthalt hatten, vertrieben wir uns die Zeit mit längeren Spaziergängen, aßen frische Fische und schwammen im Pangalanes-Canal.

Ich verbrachte auch einige Zeit damit, mit einem traditionellen Fischerboot, einem Lakan, fahren zu lernen. Die in der Größe sehr unterschiedlichen Boote, die aus einem Baumstamm geschnitzt werden, sind jedoch nicht einfach zu bedienen und es brauchte einige Übung, bis ich nicht mehr – unter dem Gelächter von einigen kleinen Mädchen – umkippte und das Boot unter aller Anstrengung bergen musste. Bis zum Schluss der Reise kippte ich jedoch nicht mehr um und es gelang mir auch schon teilweise die Richtung zu halten.

Die Heimreise mit dem öffentlichen Bus war unspektakulär, wenn auch nicht unanstrengend, und dauerte – im Gegensatz zur Hinreise – nur ein paar Stunden.

Den nächsten Reisebericht – einen Bericht über ein Projekt von Ambeo – könnt ihr hier nachlesen.

Die letzten Kilometer bis zu unserem Reiseziel waren durchaus herausfordernd

So cool er auch war – der Mechaniker konnte den Kühler nicht reparieren

Unser Zelt am Ufer des Pangalanes-Canal

Kurz vor Sonnenuntergang werden die Kühe nach Hause getrieben

Bis zum Schluss des Aufenthaltes kippte ich mit dem Lakan zumindest nicht mehr um

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